Das wirkliche russische Roullette, das russische Roulette für Kenner, ist ja, das dreckige unter den Nägeln essen, wenn man ein Paar Tage nicht geduscht hat. Da weiß man gar nicht was kommt: Mal ist es bitter, mal ist es süß, vielleicht ist es lecker, vielleicht aber auch ein Farbrest aus der Sprühdose (mal probieren) oder man hat im Wald einen Eber gekratzt und hat seinen Schorf unter dem Nagel, oder man hat seine Hände wer weiß wo gehabt. Die ganzen Western- und Vietnamfilme sind doch „ULTRA“- Zigaretten, verglichen mit dem, was selbst so ein durchschnittlischer unter- 10- Jähriger (auch bakteriell ) gesehen unter dem Nagel mit nach Hause bringt. Trotzdem hat die Demonstration dieser schlüssigen Theorie an der Hand des kleinen Lukas aus dem 3. Stock eine saftige Belästigungsklage seiner überreizten Mutter eingebracht. Aber das stört nicht. Er weiß, dass die Entdecker, die, die auf zu neuen Ufern brechen, sich erst einmal ganz schön durch den Dschungel kämpfen müssen, die Lianen des Bürgertums mit der Machete ausmerzend, und dass der Ruhm dann nach kommt, vielleicht sogar erst Posthum oder gar Postmortem. Wie zum Beispiel bei Heinrich von Kleist. Der hätte den Deer Hunter wohl auch knackiger strukturiert. Knackig, denkt sich Waldo, wie ein kleines Häuflein frisch geschnittener Zehnägel. Aber die hat er schon den Graupapageien gegeben, zwecks verbesserter Knochenmarksbildung, also nichts zu Knabbern, während der Christofer Walken sich die Knarre an den Kopf hält. Mensch, kuckt der verrückt. Da muss Waldo lachen. Ihm ist ein Witz eingefallen: Im Internet stand: Drücken Sie F13 für eine Überraschung. Na, probieren Sie das mal aus!
(aus: Georg Bütow, "WALDO. Ein komischer Vogel")
MORITZ ROSS und GEORG BÜTOW
PRESS F13 FOR A SURPRISE
Textcollage aus Kurzgeschichten, Reisetagebüchern und Beschwerdebriefen aus der Hand von/ an Moritz Ross und Georg Bütow. Serviert mit analoger Musik.
am Donnerstag, 21. Februar 2013
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz