Es war dunkel im Flur, die Wohnzimmertür geschlossen, eine schmale Linie Licht fiel durch den Spalt zwischen Tür und Schwelle. Er zögerte, die Hand erhoben, unsicher, ob er anklopfen oder die Klinke hinabdrücken sollte. Es war seine Wohnung.
Inger-Maria Mahlke, Jahrgang 1977, studierte Rechtswissenschaften in Berlin und war Projektmitarbeiterin am Lehrstuhl für Kriminologie. 2005 war sie Teilnehmerin der Werkstatt für Nachwuchsautoren unter der Leitung von Herta Müller, 2008 Autorenwerkstatt der Jürgen-Ponto-Stiftung. 2010 erschien ihr Debüt-Roman Silberfischchen, für den sie mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis des Harbour Front Literaturfestivals ausgezeichnet wurde.
Es gibt für mich einigen Grund, hier zu beginnen. Es waren wohl Dinge, es gab wohl Dinge, die mich auf den Weg brachten; ich folge ihnen, aber erst, seit sie hinter mir liegen, ist es überhaupt von Bedeutung, dass sie da sind, ich verliere sie aus dem Blick.
Hannes Becker, Jahrgang 1982, studierte Neuere deutsche Literatur, Geschichte und Amerikanistik in Berlin und am Deutschen Literatur-Institut in Leipzig. Er ist Mitglied der Vereinigung 1. Februar und bloggt auf "Untergehenden Schiffen"
Alle Menschen haben Teil an der Idee der Schönheit, die unerreichbar hoch über den Köpfen der Erdenbewohner in einem Ideenhimmel schwebt. Es hat ein jeder vorgeburtlich an einer himmlischen Modenschau teilnehmen dürfen, bei der die Schönheit selbst ihre Hüfte über den Laufsteg geschwungen hat. Dann wurde sein bisschen Seele in den stinkenden, verfaulenden Sarg Körper gestanzt und im hohen Bogen aus dem Himmel auf die Erde getreten. Seither versuchen die Menschen, ihre Körper der pränatal geschauten Schönheitsidee anzugleichen und bekommen es doch nie ganz hin, so erklärt es sich auch, dass auf den Straßen, in den U-Bahnen, den Universitäten und Warenhäusern alle irgendwie gleich aussehen. Bloß einer ist durch einen Verwaltungsfehler von der himmlischen Schönheitsschau ausgeschlossen geblieben, stand vor verschlossenen Türen, nach Veranstaltungsbeginn lassen die Türsteher niemanden mehr herein, und das ist Kress.
Aljoscha Brell, Jahrgang 1980, arbeitet vier Tage pro Woche als Programmierer und studiert am verbleibenden fünften Tag Philosophie und Neuere Deutsche Literatur in Berlin. 2008 war er Teilnehmer der Autorenwerkstatt Prosa im Literarischen Colloquium Berlin. 2009 erhielt er ein Alfred-Döblin-Stipendium der Berliner Akademie der Künste. Veröffentlichungen von Kurzprosa in Zeitschriften, u.a. in Lichtungen und Sprache im technischen Zeitalter. Gegenwärtig arbeitet er an seinem ersten Roman Kress.
INGER-MARIA MAHLKE - ALJOSCHA BRELL - HANNES BECKER
FREISCHWEBEND
am Donnerstag, 24. Mai 2012
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz
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