Samstag, 6. November 2010

Rückschau: Lesung am 13. Januar: THILO BOCK - Immer wieder rockt der Bock



Aus dem Hause Thilo Bock erhält man Dichtungen aller Art. Nun ist es aber ein Irrtum anzunehmen, Dichtungen wären ausschließlich aus Plastik, Gummi oder Silikon und würden ausschließlich verschraubt oder verklebt. Mitnichten. Man braucht nicht einmal einen Klempner dafür.
Genauso ist es ein Irrtum anzunehmen, Neukölln läge im Wedding. Man kann aber mit der U8 hinfahren und auch mit dem M29. Bis Hermannplatz. Das kommt zwar fast schon einer Weltreise gleich, denn Berlin ist groß und nicht immer ganz dicht, aber zuweilen lohnt es sich.
Zum Beispiel wenn Thilo Bock auf große Fahrt geht - etwa vom Wedding bis nach Neukölln und weiter bis, dann hat er auf jeden Fall eine große Tasche dabei. Und darin jede Menge beschriebenes Papier. Mit Geschichten drauf. Manche sagen Texte dazu. Die meisten können als komisch empfunden werden. Weil sie komisch gemeint sind. Eine Tasche voller Dichtung also oder auch voller Dichtungen. Eben Dichtungen aller Art. Zum Beispiel solche, die er in Heftchen drucken läßt. Die heißen dann Dichter als Goethe und sind numeriert. Vor kurzem ist Nummero zwo aus der Druckerei gekommen. Das versteht zwar kein Klempner mehr, aber wir mögen die besonders gerne. Vielleicht gibt es auch ein Stück von einer besonders großen Dichtung, die heißt dann Die geladene Knarre von Andreas Baader und wurde 2009 nicht verbaut, sondern gedruckt. Und dann liest Thilo wie immer noch was ab von Blättern, die frisch aus seinem Drucker gekommen sein werden. Ganz frisch abgedichtet, sozusagen. Das rockt.

(Thilo Bock lebt ohne Hund irgendwo in Berlin. Er liest, singt und trinkt regelmäßig vor Publikum. In seiner Freizeit beschäftigt er sich mit nichts.)

THILO BOCK Immer wieder rockt der Bock
Thilo Bock liest & trinkt Geschichten aus Spaß und Bier aus großen Flaschen
am Donnerstag, 13. Januar 2011
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz


Ich fang nochmal an... für alle, die Dichtungen nicht im Baumarkt kaufen.

Rückschau: Lesung am 06. Januar: SASCHA REH - FALSCHER FRÜHLING


FALSCHER FRÜHLING erzählt von einer Nacht, in der der Alltag dreier Menschen auseinanderbricht, und von einer Begegnung, die sie wieder zu einer Familie macht.
Lothar Lotmann, ein alternder Theatermann, will mit einer letzten großen Inszenierung noch einmal die Ideale in der Kunst verwirklichen, an denen er im Leben gescheitert ist: Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit. Der verachteten Unterhaltungsindustrie setzt er seit langem nichts mehr entgegen, seine Freunde hat er brüskiert, und seine Frau Emilie, eine erfolgreiche Bühnenbildnerin, ist seine peinlichen Provokationen leid. Doch der »zweite Frühling«, den sie sich von einem Treffen mit einem alten Freund am Vorabend ihrer Scheidung erhofft, treibt hochkomische Blüten. Und ihre Tochter Franziska, die vor dem Beziehungsballast der Eltern in virtuelle Welten flüchtet, überwindet endlich ihre Angst vor einer eigenen Suche nach Glück.
Sascha Rehs Debütroman ist eine schöpferische Hommage an die modernen Theaterklassiker und wird durch seinen ironischen Ton und virtuose Perspektivwechsel zum Ereignis.

Diesen drei, aus gemeinsamen Enttäuschungen, Hoffnungen und Wünschen verbundenen Figuren, gibt der bereits mit Preisen ausgezeichnete Sascha Reh eine (Theater-)Bühne, auf der sie ohne quietschig-bunte Effekte erzählen und sich ausbreiten können. Vom exhibitionistischen Fahrstuhlsex bis zur Familienbeichte im Restaurant. Ein kluger, unaufdringlicher, fast weiser Spätsommerroman.
Jan Drees, WDR 1Live

SASCHA REH - FALSCHER FRÜHLING
am Donnerstag, 06. Januar 2011
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Ich fang nochmal an... für alle, die genug vom Winter haben.