Sonntag, 27. Dezember 2009

Rückschau; Lesung am 14. Januar: DANIEL HOTH - PAUL WEIGL - JAN PAPKE

Im Oktober 2008 hatte er seinen ersten Auftritt in der Berliner Poetry-Slam-Szene. Frischfleisch, sagen die eingefleischten Slammer zu den Neulingen, und natürlich ging es das erste Mal voll daneben. Aber genau das ist es ja meistens, was einen weitermachen läßt. Es folgte eine ausgewachsene Tournee über die Poetry-Slam-Bühnen der Republik von Berlin bis Potsdam, von Erfurt bis Leipzig und Kassel, von Tübingen nach Marburg und - ausgerechnet - Schaffhausen und zurück nach Berlin. Vermutlich hat kein Slampoet 2009 auf mehr Bühnen gestanden. Und es hat sich gelohnt: Im Juli 2009 hat Daniel Hoth den Poetry Slam im Prater gewonnen, gegen die durchaus sehr illustre Creme de la Creme der Szene. Zu Recht, da waren sich alle einig. Was Daniel Hoth auszeichnet, sind Texte, die "mal direkt und mal metaphorisch formuliert, aber immer persönlich" sind. Lyrik vom Feinsten - davon zeugen schon die Titel: Ein Sonett, um seinetwillen geschrieben zum Beispiel, oder auch Ein Meer voll Nimmermehr, mit dem er besagten Poetry Slam im Prater gewann.



Paul Weigl ist im Neuköllner Saalslam zuhause. Das ist im Saalbau Neukölln, für alle, die es nicht wissen, also gleich um die Ecke. Außerdem tourt er mit seinem Solo-Programm Ansichten eines Arschlochs seit Anfang 2008 durch Deutschland. Darin versucht er zu beweisen, dass alles Tugendhafte sich am Ende als sein Gegenteil erweist. Die Texte - teils ernst, überwiegend aber brachial und martialisch - rechnen schonungslos mit Dingen wie "Ehrlichkeit, Optimismus, der Liebe und der Menschheit" an sich ab. Aber es heißt ja, Einsicht wäre der erste Schritt zur Besserung.



Jan Papke ist ansonsten Sänger und Gitarrist von Im Ich, dem Berliner Grungerockmonster. Die Band hat dieses Jahr ohnehin eine Akkustik-Tour geplant, aus dem Programm gibt es vorab schon mal ein paar Solo-Songs. Und weil der Abend ja sowieso schon so lyrisch und philosophisch wird, funktioniert die Musik für den Tief- und Untergrund diesmal auch ohne viel Lärm. Underground fürs Wohnzimmer, sozusagen.

Daniel Hoth, Paul Weigl und Jan Papke im ORi: das ist eine Premiere, die sich sehen, vor allem aber hören lassen kann.

Daniel Hoth - Paul Weigl - Jan Papke
am Donnerstag, 14. Januar 2010
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 07. Januar: AHNE


Es hat sich vermutlich noch niemand Gedanken gemacht, wie die Menschen zu nennen wären, die 1968 geboren wurden – 68er ja ganz sicher nicht. Aber was auch immer den Soziologen an schönen Bezeichnungen für diese Generation noch einfallen wird, Ahne gehört jedenfalls dazu. Geboren vor den Toren der Hauptstadt, in Berlin-Buch, wurde die Wende für ihn ein Glücksfall: vom gelernten Drucker wurde Ahne zum Hausbesetzer, Vater, Autor, und schließlich Gottes wichtigster Ansprechpartner in irdischen und himmlischen Dingen. (Dass Gott Berliner ist und natürlich im Prenzlauer Berg in der Choriner Straße wohnt, hatten viele schon lange geahnt. Inzwischen wird es aber wohl nur noch von der katholischen Kirche bezweifelt, ansonsten hat es sich aber überall herumgesprochen. Außerdem hat Gott regelmäßig Interviewtermine auf RadioEins.) Langjähriges Mitglied der Surfpoeten und der Reformbühne Heim&Welt, ist Ahne mittlerweile auch auf Buchrücken und in Verlagsprogrammen zu finden. Dieser Schritt bekommt nicht allen Autoren gleichermaßen gut. In Ahnes Fall aber waren die Literaturkritiker – Profis und Amateure gleichermaßen - durchweg begeistert:
„Echt knorke!“ urteilte kulturnews.de über die Zwiegespräche mit Gott. Voll des Lobes war auch die FAZ: „Etwas Nonsens, eine Prise Anarchismus“ hieß es dort zu Was war eigentlich morgen. Und beim Erscheinen von Wie ich einmal die Welt rettete war zu lesen, "dass auch Dilettantismus eine hohe Kunst ist.“ Die FAZ blieb Fan, sie attestierte eine erstaunliche „Sicherheit auf dem schmalen Grat zwischen Schulaufsatz und Genialität, wo Charme, Komik, gespielte Naivität und Geistesblitze zusammenfallen“ und nannte den Autor „die Avantgarde der Unambitioniertheitsdarsteller aus der Elite der Dilettanten." Der Spiegel macht Ahne schlicht zur „zentralen Figur“ der Berliner Lesebühnenszene und versprach „Unterhaltung jenseits von RTL“. Amazon begnügte sich mit der Feststellung „Nonsens für Fortgeschrittene“, und ein Leser attestierte „Dadaismus pur“.

Diese kurzen Zitate vermitteln vielleicht eine ungefähre Vorstellung davon, was man als Gast bei einer Ahne-Lesung zu erwarten hat. Zur Warnung sei für alle Fälle noch die taz zitiert, die als einzige aus der Reihe tanzte und bemerkte, dreihundert Seiten Ahne auf einmal - soviel umfasst ungefähr Ich fang nochmal von vorne an - seien schlicht und ergreifend unverdaulich. Dem können wir nicht zustimmen. Wir finden eher, dass man von Ahne gar nicht genug bekommen kann. Und naürlich am besten live.

Ahne
am Donnerstag, 07. Januar 2010
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Samstag, 26. Dezember 2009

In eigener Sache: GROSSE WORTE


Liebe Freunde,

Weihnachtsfeiertage, Jahreswechsel und andere derartige Ereignisse im Kalender verleiten ja gerne zu weitschweifenden Rück- und Ausblicken, wenn nicht gleich zu Dank- und Grußworten. Das ist zwar - ebenso wie die guten Vorsätze - ansteckend, aber zum Glück heilsam.
Trotzdem können wir den Jahreswechsel nicht völlig unkommentiert vorübergehen lassen. Immerhin ist einiges passiert. The Show Must Go On, heißt es im Branchenjargon. Zwar haben wir versucht, der Weltwirtschaftskrise mit internationaler Arbeitsteilung und Outsourcing in osteuropäisch Billiglohnländer zu begegnen. Aber das Leben war trotzdem nicht immer einfach. Das wissen alle Beteiligten, und deshalb soll der erste Dank an dieser Stelle an das ORi gehen und an die Menschen, ohne die unsere Lesebühne kein Zuhause hätte. Allen voran an Stephan und Benny, die mit bewundernswerter Ausdauer und unzerstörbarem Optimismus hinter dem Tresen stehen und den Laden schmeißen. Natürlich geht unser Dank ebenso an alle Autoren und Autorinnen, die zum ersten oder zum wiederholten Male bei uns aufgetreten sind und gelesen haben. Und natürlich bedanken wir uns bei unserem heißgeliebten Publikum, ohne das alles, was wir machen, überhaupt keinen Sinn hätte.

Nun hoffen wir auf eine neue Dekade, Licht am Ende des Tunnels, Aufschwung und 90er-Revival sowie gute Zusammenarbeit, trinken einen Gin Fizz auf den Reuterkiez und wünschen Euch allen ein wundervolles, neues Jahr 2010!

Samstag, 28. November 2009

Rückschau: Winterschlaf


Liebe Freunde,

es ist noch nicht aller Tage Abend. Aber es ist alle Jahre wieder Weihnachten. Wer die Feiertage nicht mag, dem empfehlen wir ein beheizbares Wasserbett und einen entsprechenden Vorrat an Schokolade, um die kommenden zwei Wochen zu überstehen.
Die Lesebühne wacht jedenfalls im nächsten Jahr am 07. Januar wieder auf, und dann gibt es wieder jeden Donnerstag auf die Ohren - im Januar mit Ahne, Sarah Schmidt, Georg Weisfeld und Anselm Neft. Das ORi hält aber nur zwei kurze Nickerchen und macht auch zwischen den Feiertagen Programm für alle Familienflüchtlinge:
www.ori-berlin.de

Freitag, 27. November 2009

Rückschau: Lesung am 10. Dezember: MAJA LUDWIG


(Photo: Wolfgang Heil)
„Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.“
Maurice Maeterlinck

Mit dem Stoff hält es die Schriftstellerin Maja Ludwig ähnlich wie der Schauspieler Daniel Day-Lewis. In einem Interview gab er preis, vor einer Rolle, die ihn anziehen und aufrütteln würde, trete er grundsätzlich einige Schritte zurück. Widerwillen würde ihn befallen – ob das wirklich sein müsste, ob er dieser Geschichte überhaupt gerecht werden könnte. Abwehr als Grundlage einer Faszination – jener Faszination, die Komplexität umspielt, kaum greifbare Ereignisse, Menschen, die nicht leicht zu durchschauen sind.

Solcherart Ereignisse und Menschen in Geschichten auszuloten – nichts tut Maja Ludwig lieber, nichts fürchtet sie mehr. Sie möchte sich das Erzählen erkämpfen (müssen), denn nur so bleibt im Kern des Textes eine Spannung erhalten, die sich, im gelungenen Fall, auf die Leserschaft überträgt. So entsteht aus Widerständen Form, aus Reibung setzen sich Geschichten zusammen, in denen sich etwas entfaltet. Davon möchte Maja Ludwig im Moment überzeugt sein. Sie mag das Grenzgängerfieber, das im Hin und Her zwischen Vorstellung und Verwirklichung entbrennt: Etwas zu spüren und gedanklich vor sich zu sehen, ist etwas anderes, als darüber zu schreiben. Eine andauernde Unfreiheit, und das ebenso andauernde Verlangen, frei davon zu sein; übersetzt in Geschichten.

Maja Ludwig schreibt Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Drehbücher, ist in Anthologien veröffentlicht, und ihre Studien der Ethnologie, Vergleichenden Religionswissenschaften und Literatur in Berlin und Leipzig sowie die vielen Reisen fließen nicht unwesentlich in ihre Arbeit ein. Derzeit ist sie in Dresden verortet. Mehr gibt es zu lesen, nicht zu sagen.

Maja Ludwig
am Donnerstag, 10. Dezember 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 04. Dezember: 7POEms - Ein Gedichtabend im 200. Geburtsjahr von Edgar Allan Poe


Alle reden von 20 Jahren Mauerfall – wir aber reden von 200 Jahren Poe!
Das Genie des Wahnsinns, der Meister des Grauens, der Perfektionist der Erzähl- und Dichtkunst bleibt auch 160 Jahre nach seinem ominösen Tod durch sein Gesamtwerk unvergessen. In die Geschichte nicht nur der Literatur ist Edgar Allen Poe (1809-1849) als Vertreter der Schwarzen Romantik und als Erfinder so vordergründig als zeitgenössisch empfundener Gattungen wie Krimi, Horror und Science Fiction eingegangen. Dass seine Poesie den Symbolismus in seinen Anfangsjahren ganz entscheidend prägte, geht dagegen häufig ein wenig unter. Dabei hat Edgar Allen Poe mit den Gedichten The Raven und The Bells die amerikanische Literatur entscheidend bereichert.

Wir gratulieren Edgar Allan Poe zu seinem 200. Geburtstag und gedenken dieses großen Schriftstellers und Dichters mit der Rezitation von sieben seiner Gedichte mit musikalischer Begleitung.

Felicitas Ehlen (idea & vocals)
Elma Gaasbeek (narrator)
Friedhelm Bartscht (cello)
Jörg Otto (standup bass)


7POEms - Ein Gedichtabend im 200. Geburtsjahr von Edgar Allan Poe
am Freitag, 04. Dezember 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 03. Dezember: JOHANNA VON STÜLPNAGEL


Großes Weltgeschehen und Gefühle epischer Ausmaße finden nicht selten Ausdruck in ebenso großen Werken der Literatur. Beim Blick zu den Gipfeln menschlichen Empfindens und Wirkens entgehen einem jedoch die Perlen des Nebensächlichen, Nichtigen.

Abseits von Weltschmerz und Grundsatzdebatten eröffnet Johanna von Stülpnagel in ihren Kurzgeschichten im Puppenformat eine Spielwiese der scheinbaren Alltäglichkeiten, die genauer betrachtet das Salz der Lebenssuppe sind. Das Erstaunen beim ersten Anblick eines Hordentopfes, die zähe Widerborstigkeit eines vermeintlichen Ruhekissens oder das generelle Verstörtsein beim Trendfriseurbesuch bilden einen Reigen schillernder Erlebnisse – Dinge, über die viel zu wenig geschrieben wird. Der Fokus der Autorin auf die Winkel und Eckendarsteller unserer Existenz offenbart genüsslich die ganz normale Absurdität und Lachhaftigkeit unserer Lebensumstände und Befindlichkeiten. Und schließlich finden sich in den Detailstudien dann doch wieder die ganz großen Fragen der Menschheit: wie schaffe ich es heil über den Berliner Winter, darf ein Windhund Heidi heißen und wo ist der Monteur geblieben? Wer auf die Beantwortung dieser Fragen brennt oder einfach gerne beim Fragenstellen zuhört sei herzlich eingeladen, die Adventszeit mit dieser Lesung ganz besinnlich zu beginnen.

Johanna von Stülpnagel
am Donnerstag, 03. Dezember 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Mittwoch, 25. November 2009



Liebe Freunde

Diesen Donnerstag gibt es wieder ein Heimspiel mit einer Umbesetzung. Saskia ist in Polen gebunden und wird nur gedankliche bei uns sein können. Für sie liest Ruben Donsbach. Ruben war im Jahr 2000 Preisträger Junge Autoren bei den Berliner Festspielen, studierte Journalismus in Paris und Literaturwissenschaft in Berlin, wo er seit nunmehr acht Jahren lebt. Er schreibt für Zeit-Online und das Magazin Intersection. Neben seinem Schreiben produziert er auch Musik für Theater in Berlin.


Gastgebender, zweiter Autor des Abends ist Florian Wessels über den einmal geschrieben wurde. Florian Wessels schreibt Lyrik, die sich zwischen poetry slam und Ernsthaftigkeit bewegt: seine Sachen sind schnell, wild und einfallsreich. Feuilletonisten werden einmal über ihn sagen, er sei ein sprachlicher Virtuose. Und dabei vergessen, wie viel Witz und Unterhaltung in seinen Zeilen stecken.

Ruben Donsbach und Florian Wessels
am Donnerstag, 26. November 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Rückschau: Lesung am 26. November: HEIMSPIEL - Zeitreise


Mit der Zeit ist das immer so eine Sache. Das merkt man spätestens wieder bei der Umstellung von Sommer- zu Winterzeit und umgekehrt. Aber auch nicht erst, seitdem es Sommer- und Winterzeit überhaupt gibt. Dass die Zeit, die sogenannte vierte Dimension, keine objektive Größe ist, wußten die Menschen vermutlich schon vor Albert Einstein. Und könnte wohl sogar die Meinung vertreten, daß die altgriechischen Stoiker die eigentlichen Erfinder der Relativitätstheorie sind. Aber zurück zum Thema: Mit der Zeit ist das so eine Sache. Manchmal steht sie still, und manchmal rennt sie. Manchmal geht sie einfach nicht vorbei, und manchmal reicht sie vorne und hinten nicht. Und wir gehen ja normalerweise mit der Zeit, diesmal aber sind wir einfach nicht hinterher gekommen.

Zu gegebener Zeit sollte an dieser Stelle alles Wichtige über das Heimspiel stehen. Nur eben mit fünf Minuten Verspätung. Und genau das war ja dann auch der Fall.

HEIMSPIEL - Zeitreise
am Donnerstag, 26. November 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Montag, 28. September 2009

Rückschau: Lesung am 19. November: THILO BOCK


Thilo Bock ist Traditionalist. Das sagt er selber. Wir sind zwar eigentlich modern, fortschrittlich und weltanschaulich progressiv, unter Umständen aber doch für Traditionen zu haben. Zum Beispiel für die Tradition von Thilo Bocks März- und Novemberauftritten bei Ich fang nochmal an. Auch wir benötigen zwischen all unseren wechselnden Wirklichkeiten ein paar Fixpunkte. Einen solchen haben wir nun gefunden, alle fünf oder sieben Monate, je nachdem.

Als Thilo Bock im März das letzte Mal auf der wahrscheinlich kleinsten Lesebühne Berlins stand, da war sein Debüt-Roman Die geladene Knarre von Andreas Baader gerade erschienen und wortwörtlich noch druckfrisch. In den vergangenen sieben Monaten hatten wir nun alle Zeit, die 474 Seiten zu lesen. Inzwischen ist der kurze Sommer der Liebe und der Rebellion längst einem müden, traurigen Herbst gewichen, und die Wahlen sind wieder mal gerade vorbei. Wie gut, dass Thilo Bock nicht nur - damit das niemand falsch versteht - historische Gegenwartsromane anzubieten hat und ambivalente Generationenporträts, die vielleicht gar keine sein sollen, von einer Generation übrigens, den 2005ern, zu der keiner gehören will - sondern "Dichtungen aller Art", die er vorträgt, vorsingt, und vorlallt. Wenn er nicht gerade oder auch gerade wenn er einmal im Monat "Dichter als Goethe" ist, wofür dem Autor schon lange der Preis für den schönsten Lesereihentitel überhaupt gebührt. Aber immer noch kommt Donnerstag vor Sonntag. Und bevor er in den Wedding geht, kommt Thilo Bock erstmal nach Neukölln. Wir freuen uns.


Thilo Bock
am Donnerstag, 19. November 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Sonntag, 27. September 2009

Rückschau: Lesung am 12. November: MARION ALEXA MÜLLER



Als vor ein paar die diesjährige Gewinnerin des Nobelpreises für Literatur bekanntgegeben wurde, da lag die Jury mit Berlin und Müller schon ziemlich richtig. Nur beim Vornamen hatte sie sich geirrt: Marion Alexa heißt gar nicht Herta. Aber ihr Geld verdient sie mit "Schreiben", und sie hat in den letzten Jahren mehr als 40 Bücher und Hörbücher veröffentlicht. Auch weniger hat schon für so manchen Literatur-Nobelpreis gereicht. Allerdings hat Marion Alexa Müller diese Bücher nicht alle selbst geschrieben. Stattdessen organisiert sie den Alltagswahn eines unabhängigen Kulturbetriebes, des Berliner Verlags Periplaneta, der diese Bücher verlegt hat, sie spricht Texte ein, illustriert Kinderbücher und betreut Autoren. Außerdem gehört sie zur Stammbesetzung der Lesereihe mit dem passenden Titel Vision&Wahn, die jeden ersten Montag im Monat in der Berliner Brotfabrik gastiert.

Marion Alexa Müller schreibt Märchen, und als selbständige Unternehmerin schreibt sie über das, was alle interessiert: Womit man Geld verdienen kann. Eigentlich könnte man meinen, Märchen wären eher was für Kinder. Es gibt darin sprechende Breitöpfe, verwunschene Bären, böse Hexen und jede Menge schöner, junger Prinzen mit einem Königreich im Schlepptau. Aber keine Businessfrauen. Das wäre ja auch eher nichts für Kinder, könnte man meinen, und überhaupt, wer braucht denn heute noch Märchen übers Geldverdienen, wo es doch all die wunderbaren Ratgeber gibt. Allerdings sind Marion Alexa Müllers Märchen keine Anleitung zum großen Reibachmachen, sondern eher Fabeln und Gleichnisse über die Absurditäten, mit denen sich Geld verdienen lässt: Da erzählt ein Plüschtiger über das Prinzip der Wohltätigkeit, ein Pinguin über Religion und eine an Gesichtsblindheit leidende Frau über Mode.

Endlich jemand, der zeitgemäße Märchen schreibt. Es wurde höchste Zeit. Und wäre bei Gelegenheit vielleicht ein Geheimtipp für den Literatur-Nobelpreis.


Marion Alexa Müller
am Donnerstag, 12. November 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 07. November 2009: "FLIEGERALARM" von Gisela Elsner - gelesen von Jörg Sundermeier



In dieser rabenschwarzen Satire führt Elsner eine Gruppe von Kindern vor, die in den Trümmerlandschaften, die die Bombenangriffe in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges hinterlassen haben, regelrecht aufblühen. Im Gegensatz zu den Erwachsenen begrüßen die Kinder die Bombenangriffe, verschaffen diese ihnen doch immer neue Abenteuerspielplätze. In ihren Spielen imitieren die Kinder auf makabere Weise die Prinzipien und Strukturen des NS-Staates. Sie bezichtigen ihre Eltern der Feigheit, wobei sie selbst "hart wie Leder, zäh wie Kruppstahl" sein wollen. Doch bald bemerken die Kinder, dass ihnen für das authentische Nachstellen der NS-Zeit noch etwas Entscheidendes fehlt: ein KZ und ein "Jude" ...
Fliegeralarm ist der letzte zu Lebzeiten erschienene Roman von Gisela Elsner, die damit bereits 1989 einen Beitrag zu der erst zehn Jahre später einsetzenden Debatte um den Bombenkrieg in der deutschsprachigen Literatur leistete. Nach zwanzig Jahren erscheint dieser bedeutende Text, der bei seinem Erscheinen 1989 gänzlich missverstanden und fehlinterpretiert wurde, erstmals wieder im Rahmen der Gisela-Elsner-Werkausgabe. Die Herausgeberin Christine Künzel hat den Text auf der Grundlage des Typoskriptes letzter Hand überprüft.

Gisela Elsner wurde 1937 in Nürnberg geboren, 1992 nahm sie sich das Leben. Für ihr Werk erhielt sie etliche internationale Auszeichnungen, darunter den Prix Formentor für ihren ersten Roman Die Riesenzwerge. Sie veröffentlichte acht Romane, Erzählungen, Aufsätze, Hörspiele und das Opernlibretto Friedenssaison. Mitgliedschaft in PEN und DKP. Seit 2002 erscheint im Berliner Verbrecher Verlag eine von Christine Künzel betreute Werkausgabe.


Gisela Elsner "Fliegeralarm" - gelesen von Jörg Sundermeier
am Samstag, 07. November 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Sonntag, 6. September 2009

Rückschau: Lesung am 22. Oktober: TILMAN BIRR



Tilman Birr ist Vorleser, Liedchensinger und Kabarettist. Im Mai dieses Jahres ist er auf Einladung des Goethe-Institutes nach Osaka geflogen, um an einem Poetry-Slam teilzunehmen. Im Juli hat er den Potsdamer Potslam gewonnen, und kürzlich war er auf einem Poetry Slam in Bern. Insgesamt hat er so in der letzten Saison über 9113 Tournee-Kilometer hinter sich gebracht.
Hin und wieder ist er auch noch in Berlin zu sehen. Hier liest er bei der Samstagsshow und der Neuköllner Lesegala, außerdem moderiert er den Saalslam im Saalbau Neukölln. In Frankfurt am Main betreibt er die Lesebühne Ihres Vertrauens. Dass er es geschafft hat, sich für diese Bühne die Webadresse www.dielesebuehne.de zu sichern, grenzt an ein Wunder.
Seit einigen Monaten ist Tilman Birr auch mit seinem Soloprogramm Das war hier früher alles Feld unterwegs. Mit dem tritt er in Deutschland und in der Schweiz auf und sammelt weitere Tourneekilometer. Aber Tilman Birr hat noch ganz andere Dinge im Programm. Und an diesem Donnerstag liest er nicht all die ollen Kamellen, sondern die Neben- und die Subtexte, ganz Altes und ganz Neues.


Tilman Birr
am Donnerstag, 22. Oktober 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 29. Oktober: PROVINZ TRIFFT HAUPTSTADT


Photo: K. Holtz

Dass Künstler – Schriftsteller nicht ausgenommen – oft schwer erträgliche Zeitgenossen sind, ist nichts Neues. Edward Estlin Cummings soll Ezra Pound einmal vorgeworfen haben: „Du verdammter Sadist: Du versuchst, deine Leser zum Denken zu zwingen.“ Auf dieser Grundlage bekennt sich Mark Pätzold gerne dazu, ebenfalls ein Sadist zu sein.
Mark Pätzold, geboren in dem Jahr, in dem die europäische Wirtschaft unter den Folgen der Ölkrise litt, US-Präsident Nixon wegen der Watergate-Affäre zurücktrat, die Türkei in Zypern einmarschierte und die deutsche Nationalelf die Fussballweltmeisterschaft gewann, wuchs in Berlin auf, studierte Luft- und Raumfahrttechnik, Systemtechnik, Physik und Philosophie, arbeitete als Taucher, Journalist, Computertechniker, Grafiker, Designer, Mechaniker und Bauarbeiter. Neben der Leitung und Betreuung der Deutsch-Polnischen Autorenwerkstatt schrieb er Prosakolumnen und publizistische Beiträge für verschiedene Magazine und gab eine Literaturzeitschrift heraus. Neben anderen Auszeichnungen erhielt Mark Pätzold 2006 den Brigitte-Romanpreis für seinen Roman Sturzflug, 2008 verbrachte er als Gewinner des Literaturstipendiums der Stadt Vöcklabruck drei Monate in Österreich. Ebenfalls 2008 erschien Das Lachen am Ende der kippenden Leiter – Kurzprosa und Kolumnen.
Nach dem Abitur meldete Mark Pätzold sich freiwillig zum Dienst in einer Fallschirmjägereinheit der Bundeswehr, eine Erfahrung, die er bis heute immer wieder literarisch verarbeitet. Womit nicht gesagt wäre, dass in der Bundeswehr ausschließlich Sadisten sind. Allerdings auch nicht unbedingt Schriftsteller.




Mike Bartel ist kein Sadist, sondern ein freundlicher Zeitgenosse und liebender Familienvater. Er wurde 1962 in Pforzheim geboren. Das war das Jahr, in dem Hamburg eine der schwersten Sturmfluten des Jahrhunderts heimsuchte, Algerien, Angola, Burundi, Jamaika, Ruanda, Uganda, sowie Trinidad und Tobago ihre Unabhängigkeit erhielten und Monaco sich eine neue Verfassung gab.
Mike Bartel ist um den Wehrdienst durch mysteriöse Umstände herum gekommen und Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller. Als Journalist verdient er seinen Lebensunterhalt. Als Schriftsteller ist er Verfasser mehrerer satirischer und zeitgeschichtlicher Bücher und Beiträge in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften, im Hörfunk, in Anthologien des Fischer-Verlags und im Lyrik-Express der Deutschen Bahn. Sein Repertoire umfasst literarische Texte zu Schmuck, für Gottesdienste und auf Toilettenpapier. 1998 wurde er dafür mit dem Förderpreis des Kunstministeriums Baden-Württemberg ausgezeichnet. Lesen wird er Kurzgeschichten aus seinem Buch Wie uns Froschschenkel die Orientierung erleichtern und darüber hinaus Kostproben seiner unernsten Lyrik geben, die selbst dem großen Robert Gernhardt gefiel. Von dem ist nicht bekannt, ob er Militarist oder Sadist war. Ezra Pound übrigens fand den Tod in Venedig.


Mark Pätzold und Mike Bartel - Provinz trifft Hauptstadt
am Donnerstag, 29. Oktober 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 28. Oktober: DAN RICHTER



Die Chaussee der Enthusiasten ist nicht nur eine Berliner Lesebühne, sondern auch der Name einer Moskauer Straße. Die stand Pate bei der Gründung 1999, es gibt noch ein Foto vom Straßenschild. Die Lesebühne trägt den Untertitel die schönsten Schriftsteller der Stadt erzählen was. Diese Episode kündet nicht nur von der absurden Schönheit Osteuropas, die solche Straßennamen hervorbringt, sondern auch von der Schönheit der beteiligten Autoren. Diese haben sich auf die Fahnen geschrieben, dem Publikum weningstens an einem Tag in der Woche "einen großen Teil jenes Glückes zu kredenzen, das man ihm an allen anderen Tagen der Woche vorenthält". Nicht nur durch Aussehen, sondern auch durch Literatur. Das scheint zu funktionieren, sonst handelte es nicht nicht um die derzeit größte wöchentliche Literaturveranstaltung in Berlin. Mittlerweile gibt es die Chaussee der Enthusiasten auch zum Lesen. Wer lieber hört, der sei auf die Anthologie Asphaltpoeten verwiesen.

Dan Richter war 1999 einer der Mitbegründer besagter Literaturveranstaltung. Treu geblieben ist er ihr bis heute. 2000 zog er als Vertreter der Enthusiasten in die Gipfelvertretung der Berliner Lesebühnen ein - und wurde Mitbegründer des Kantinenlesens. Aber Dan Richter ist nicht nur Schriftsteller, Lesebühnenbetreiber und Entwicklungshelfer in den kulturell zurückgebliebenen neuen Bundesländern, sondern auch Schauspieler und Theater-Coach. Er steht also nicht nur als Autor, sondern auch als Improvisationsschauspieler steht er regelmäßig auf der Bühne, jeden Freitag im Foxy-Freestyle.

Zu ihren östlichen Ursprünge ist die Chaussee der Enthusiasten übrigens 2008 zurückgekehrt - da wurde das Kantinenlesen in Görlitz gegründet, und damit die bisher einzige Lesebühne in der östlichsten Stadt Deutschlands. Dort gibt es zwar keine Chaussee und schon gar keine Chaussee der Enthusiasten, aber immerhin eine Straße der Kraftwerker. Eine Verrätergasse allerdings auch.


Dan Richter
am Mittwoch, 28. Oktober 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Herrmannplatz

Rückschau: Lesung am 15. Oktober: RENZO SPOTTI



Ein Künstler flüchtet sich von Zürich nach Berlin. Hier sucht er die Ruhe, die ihm in der Schweiz nicht vergönnt ist, wird er doch dort ständig von den lästigen Verpflichtungen des Alltags vereinnahmt. Aber auch in der deutschen Metropole entkommt das empfindsam-exzentrische Gemüt nicht dem unsäglichen Verhalten seiner Mitmenschen, deren bloße Existenz ihm oftmals als Affront gegen die eigene Person erscheint. Also quält sich der Verzweifelte zwischen schreienden Kleinkindern, schwitzenden Fahrgästen und pseudointellektuellen Profilneurotikern durch Berlin; stets bemüht, die Contenance zu bewahren. Kein einfaches Unterfangen, denn auch in seiner einzigen Oase, dem Kaffeehaus „Sowohlalsauch“, wird der Erzähler geplagt von der allgemeinen Reizüberflutung und dem omnipräsent miserablen Kleidungsstil des gemeinen Großstädters. Selbst die Bachschen Goldbergvariationen in der Interpretation Glenn Goulds und die Lektüre Thomas Bernhards verschaffen ihm nur wenig Linderung. Ergo sieht sich die zarte Künstlernatur in einen Zustand versetzt, der kontinuierlich zwischen Aggression, konstruktiver Enervierung und finalem Nervenzusammenbruch pendelt. Und die ganze Welt scheint Flip-Flops zu tragen ...

Renzo Spottis Roman-Debut Mein Sowohlalsauch. Eine Enervierung. ist der erste Teil eines als Trilogie geplanten Romanzyklus: Dem Schauplatz Berlin werden Wien und Zürich folgen. Der zweite Teil – Arbeitstitel Mein Bräunerhof. Ein Kampf – wird mit den Worten beginnen: „Schade eigentlich, dass der Strache nicht mit im Auto gesessen hat!“ Alles Weitere ist noch ungewiss.

Die Gestaltung des Buchumschlags und das Nachwort des soeben bei Periplaneta erschienenen Romans stammen von dem Schweizer Künstler Gottfried Honegger, einem der wichtigsten Vertreter der konkreten Kunst. Renzo Spotti, Musiker und Schriftsteller, 1972 in Zürich geboren und dort lebend, wird die Lesung seines Romans mit dem Saxophon musikalisch umrahmen:
TO BE OR NOT TO BOP IN WORT UND TON


www.periplaneta.com
www.myspace.com/renzospotti
www.myspace.com/meinsowohlalsauch


Renzo Spotti
am Donnerstag, 15. Oktober 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: COUNTDOWN zur WESERRAKETE



Es gibt Menschen, die würden andere gern auf den Mond schießen. Und es gibt Menschen, die fliegen lieber selber hin. Das als Einleitung.
Es fiel ein bißchen unter den Tisch in diesem Jahr der großen, weltbewegenden Jubiläen weit und breit, dass nicht nur die Eröffnung der Trabrennbahn Ruhleben, die Revolution von 1919, der Beginng des Zweiten Weltkriegs, das Grundgesetz und der Mauerfall sich jährten, sondern auch - wer hätte das gedacht - die erste Mondlandung. Die fand am 20. Juli 1969 statt, also vor ziemlich genau 40 Jahren, und im Anschluß daran wurde ein Amerikaner mit den Worten berühmt, dies sei ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für die Menschheit. Später versuchten andere Leute dann immer wieder, eine ähnliche Berühmtheit zu erlangen, indem sie die Theorie zu beweisen suchten, der kleine Schritt eines Menschen und damit auch der große für die Menschheit hätte nie stattgefunden. Einige von diesen Menschen haben später einen Club gegründet, er heißt Galileo und triftt sich regelmäßig bei Pro Sieben.
Aber zurück zum Thema: Jede Mondlandung - ob nun tatsächlich oder gefälscht - will akribisch geplant und vorbereitet sein. Das kostet Zeit, und zwischendurch sieht es manchmal etwas unordentlich aus. Das, fanden wir, wäre nicht ganz die richtige Atmosphäre für eine Lesung, und wir wollten keinem unserer Autoren zumuten, gegen ein Quartett aus Bohrmaschinen anlesen zu müssen.
Deswegen zählen wir gespannt den Countdown bis zum Abflug der WESER-RAKETE am 10. Oktober - und freuen uns auf die Lesung von Renzo Spotti am Donnerstag darauf.

www.weserrakete.de
weserrakete.blogspot.com

COUNTDOWN im ORi!
Am Donnerstag, dem 08. Oktober 2009, findet keine Lesebühne statt!
Das ORi ist aber trotzdem geöffnet, und wer will, der kann beim Nähen der Raumanzüge helfen, oder den Sekundenzeiger der Uhr im Auge behalten.

Freitag, 28. August 2009

Rückschau: Lesung am 01. Oktober: ELISABETH WIRTH




Ihre Texte sind scharfzüngig und oft bitter, wenn da nicht dieser feine Humor wäre. Ihre Themen sind Betrachtungen zum Voyeurismus im Deutschen Fernsehalltag und abstrusen Randerscheinungen einer Kindertanzgruppe. - So sagt es das Salikus Online Magazin. Dahinter steht eine Person, die im Oktober 1985 das Licht der Welt oder zumindest das Licht Berlins erblickte und den bürgerlichen Namen Elisabeth Wirth erhielt. Ihre Lebenswege führten sie zum Abitur und zu einer langjährigen Gesangsausbildung, kurzzeitig nach Hamburg und zurück nach Berlin und schließlich als freie Autorin in die Arme von Magazin und TAZ online. Der rote Faden in ihrem Lebenslauf war und blieb die Literatur: von den Abenteuer-Geschichten einer Zehnjährigen, die sich weigerten, ein Roman zu werden, bis zum Kurzgeschichtenband Wendekinder. Elisabeth Wirth leitet Workshops zum Kreativen Schreiben in ganz Deutschland und ist immer wieder auf Poetry Slams zu sehen und zu hören. Ihre Geschichten handeln manchmal von den Doppeldeckern auf der Berliner BVG-Buslinie M29, im Allgemeinen aber vom Leben, dem Lieben und den Menschen, die man dabei so trifft.


http://elly-schreibt.de/


Elisabeth Wirth
am Donnerstag, 01. Oktober 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 24. September: bLaupause



So unvorhersehbar das Leben auch ist, eine Sache gibt es, auf die kann man sich grundsätzlich verlassen: Irgendetwas kommt immer dazwischen. Manchmal ist das nur ein L. Manchmal ist es ein Feiertag, dann sind auf einmal alle Geschäfte zu. Manchmal ist ein BVG-Streik oder ein Ausstand der Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst. Manchmal ist es ein Wasserrohrbruch oder ein Kurzschluß im Stromverteiler. Manchmal sind es die Stromableser, die Schornsteinfeger oder die Müllabfuhr. Manchmal kommen die Handwerker, und man hat den Termin völlig verschwitzt. Manchmal kommt auch alles zusammen. Das nennt man dann Katastrophe. Zum Glück wird es meistens nicht ganz so schlimm. Aber es bleibt dabei: Irgendetwas kommt immer dazwischen. Im vorliegenden Fall war es der Spieltrieb der Verfasserin dieser Zeilen. Immerhin, manchmal geht es auch ohne das L.


BAUPAUSE im ORi
am Donnerstag, 24. September 2009 findet keine Lesebühne statt!

Rückschau: Lesung am 17. September: ULI HANNEMANN


Photo: Ulla Ziemann

Schriftsteller wurde Uli Hannemann am 20. August 2002. Das ist inzwischen ziemlich genau sieben Jahre und 28 Tage her. Seitdem ist einiges passiert. Hähnchen leider schlug 2005 in den deutschen Buchmarkt ein wie eine blindgehende Fünfzentnerbombe. Neulich in Neukölln erschien dann 2008, es schaute den Berlinern auf die Schnauze und eroberte dadurch ihre Herzen, wie der Tagesspiegel feststellte: »In seinen Neukölln-Miniaturen steigert Hannemann die sattsam bekannten Vorurteile über den Bezirk so weit ins Groteske, bis sie schon wieder liebenswert wirken.«
Seit 1. Mai dieses Jahres gibt es nun auch endlich Neulich im Taxi. Ein Buch, auf das alle gewartet haben, bis auf die ZEIT, die meint, übers Taxifahren zu schreiben sei eine literarische Todsünde, die man allerhöchstens in Neapel begehen dürfe, der Stadt mit den unglaublichsten Taxifahrern Europas. Folgerichtig wird sich Uli Hannemanns nächstes Buch vorraussichtlich rund um die Beobachtungen einer Raufasertapetenlaus in der ZEIT-Redaktion drehen. Nur über den Titel, üner den wird noch spekuliert.


www.uli-hannemann.de
www.lsdonline.de
www.reformbuehne.de


Uli Hannemann
am Donnerstag, 17. September 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 10. September: THOMAS MANEGOLD


(Photo: Jasmin Bär)

Thomas Manegolds Geschichten haben etwas mit dem Alltagswahn gemeinsam: Sie haben Methode, sind verdammt nah dran und bewahren doch immer den Überblick. Alles scheint irgendwie verbunden, und sei es auch nur in seinem ganzen Elend, dem der Autor kein Mitleid entgegen bringen will. Schonungslos hält er drauf. Schließlich ist er ja nicht Gott. Aber wer ist das schon... Gott... und was weiß der wirklich. Er hat noch nicht mal die Bedienungsanleitung gelesen, sagt zumindest der Admin.

Thomas Mangegolds erster Lyrikband Sonnentod ist 1999 erschienen. 2006 folgte das Pamphlet Ich war ein Grufti und im Jahr 2007 schließlich der Lyrikband Himmelsthor. Angesichts des besonderen Verhältnisses des Autors zu Gott erklärt es sich fast von selbst, dass die Kurzgeschichtensammlung Morbus Dei im Jahr 2007 genau am 24.12. erschien. Und auch das neueste Werk, das Hörbuch Rattenfänger, weiß seinem Titel gerecht zu werden, wie der Zeilen-Sprung bemerkt:

„Was uns da Manegold da durchaus lustvoll um die Ohren knallt, ist ebenso wortgewaltig wie kaputt, ja pathologisch- jede Zeile aber provokant poetisch. [...] Wer sich auf Manegolds Texte, auf seine rattenfängerhaft verführerische Argumentation einlässt, der wird von der Kraft und Bedrohlichkeit seiner Texte begeistert und zugleich gefangen sein.“

Thomas Manegold, gebürtiger Thüringer und seit mehreren Jahren zwischen Berlin und Nord-Bayern ansässig, war jahrelang Chefredakteur der Zeitschrift und Community subKULTUR. Seit 2007 ist er bei PERIPLANETA nicht nur als Autor unter Vertrag, sondern zugleich Administrator und Leiter der Produktion. Seine Lesungen sind eine bissige Melange aus Kolumnen, Kurzgeschichten und Lyrik.


www.manegold.de
www.periplaneta.com
www.visionundwahn.de


Thomas Manegold
Donnerstag, 10.09.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Sonntag, 9. August 2009

Rückschau: Lesung am 03. September: FRANK SORGE




Ein kleines Rätsel: Mittlerweile steht er über hundert Mal im Jahr auf der Bühne. Die Berliner Literaturkritik attestiert seinen Auftritten, „gewohnt erheiternd...“ zu sein. Seine Literatur sei „eine Begräbnismusik auf den hochgestochenen Stil. Sie fühlt dem Leben den Puls und testet den Zahn der Zeit“, meint die Münstersche Zeitung. „Feinsinnige Milieustudien“ kommentiert die Jungle World, und die taz resümiert nach einem Auftritt: „Diese gelungene Form der komischen Selbstreflexion gibt einem interessanten Abend das nötige intellektuelle Rückgrat.“

Um wen handelt es sich?

Der Autor und Vorleser Frank Sorge ist 1977 in Berlin-Moabit geboren, an der Sonnenallee aufgewachsen und wohnt jetzt im Wedding. Er hat verschiedene Geisteswissenschaften studiert und sich dabei jahrelang als Ballonverkäufer, Lieferfahrer, Dachdecker und Messebauer über Wasser gehalten. Seit 2001 liest er seine Kurzgeschichten und Gedichte auf den Berliner Lesebühnen vor, seine wöchentliche Bühne BRAUSEBOYS feierte in diesem Jahr sechsjähriges Bestehen. Vertreten sind seine Texte in den Brauseboys-Anthologien Provinz Berlin (2005) und Berlin mit alles (2008). Die Geschichten drehen sich um das Leben in der Großstadt und der Kindheit in der Provinz, die Definition von Metropole und die Berliner Dönerbude am Scheitelpunkt der Dimensionen.

Zur Lesung am Donnerstag hat Frank Sorge auch sein neuestes Werk im Gepäck: Wortmusik – ein Hörbuch ist 2009 frisch bei Silberblick Musik herausgekommen und randvoll mit Studio- und Liveaufnahmen. Man darf gespannt sein.

http://frank-sorge.de
http://browserboy.blog.de/
http://browserboy.blog.de



Frank Sorge
Donnerstag, 03.09.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Samstag, 8. August 2009

Rückschau: Lesung am 27. August: HEIMSPIEL

Reisen bildet, heißt es. Und Reisen inspiriert. So verwundert es kaum, daß das Reisen als literarische Form keine neue Erfindung ist. Man denke an Goethes Italienische Reise, Sindbad den Seefahrer oder auch Homers Odyssee. Selbst Gulliver und Moby Dick lassen sich in diesem Sinne betrachten.
Auch heutzutage noch liegt Fahrplänen eine eigene Zeitrechnung zugrunde und sind Längen- und Breitengrade keine feststehenden Größen. Freilich ist von der Aura der Romantik und der Abenteuer jener vergangenen Tage Homers und Goethe wenig geblieben. Heutzutage spielen Reisegeschichten an Vorortbahnhöfen und Autobahnraststätten, sie sind geprägt von dem Geruch alter Eisenbahnschienen und dem endlosen Wechselspiel des Mittelstreifens auf Überlandstrassen. Sie sind möglicherweise weniger poetisch und lyrisch als ihre großen Vorbilder aus vergangenen Jahrhunderten und handeln dennoch von der Suche nach dem Sinn des Lebens oder der großen Liebe. Und sie enden auch in öffentlichen Nahverkehrsmitteln oder privaten Lieferwagen genauso dramatisch und tragisch wie eh und je.
Florian Wessels und Saskia Jaja lesen mitten in Berlin Reisegeschichten und -gedichte aus Ost und West.


Heimspiel - Florian Wessels und Saskia Jaja
am 27.08.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Freitag, 31. Juli 2009

Rückschau: Lesung am 20. August: AGNIESZKA DEBSKA und KAROLINA KUSZYK

Dass Schreiben und Übersetzen beide viel mit Sprache zu tun haben, liegt vermutlich mehr als nahe. So verwundert es nicht, dass Agnieszka Debska und Karolina Kuszyk sowohl als Übersetzerinnen wie auch als Autorinnen arbeiten. Beide leben seit mehreren Jahren in Berlin und schreiben auf Deutsch und auf Polnisch.


Agnieszka Debska hat unter anderem für die Berliner Festspiele, das Polnische Institut in Berlin und die Literaturwerkstatt Berlin gearbeitet. Sie schreibt vor allem Kurzprosa, aber auch Lyrik, etwa für lyrikmail und sinnbar.de. Texte von ihr als Autorin und Übersetzerin sind in deutschen und polnischen Zeitschriften und Anthologien erschienen, darunter in der Literaturzeitschrift Zeichen und Wunder und dem Hamburger Ziegel – Jahrbuch für Literatur und in den Anthologien des WIR e.V..


Karolina Kuszyk ist Literaturübersetzerin und Polnisch-Dozentin. Sie übersetzt für polnische Verlage in Warschau und Torn und arbeitet mit dem Polnischen Institut in Berlin, der Schreibwerkstatt Berlin und der Villa Decius in Krakau zusammen und hat zahlreiche Schreib- und Übersetzungswerkstätten mit organisiert und betreut. Sie publiziert in der polnischen Kulturzeitschrift Tygiel Kultury, seit 2008 ist Karolina Kuszyk Mitglied der Berliner Autorengruppe Tintenschiff und hat im Juni 2009 auf dem Berliner Poetry Slam der Slawischen Sprachen in Berlin den 2. Preis gewonnen.
Es sind also spannende Texte zu erwarten.

www.debska.de
www.karolina-kuszyk.de/de/index.php


Agnieszka Debska und Karolina Kuszyk
Donnerstag, 20.08.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Montag, 20. Juli 2009

Rückschau: Lesung am 13. August: ANSELM NEFT




Anselm Neft, geboren 1973 in einem Stall bei Bonn, schreibt komische Geschichten. "Komisch" im doppelten Wortsinn: mal lustig, mal seltsam - oft beides. Manchmal auch ein bisschen unheimlich, wie die Geschichte von den beiden Ällgau-Bauern im 19. Jahrhundert, die um eine Frau kämpfen, weil sie deren Kühe haben wollen. Oder "Der Metzger mit dem schiefen Grinsen", der Schwaben wie "Ureinwohner" im Prenzlauer Berg zu schmackhaften Grilletas verarbeitet. Auch im "Fluch der Hammelhexe" geht nicht alles ganz geheuer zu, wenn ein dicker türkischer Junge mit Kopftuch den Ich-Erzähler durch schaurige Klüfte treibt.
So schreibt auch die Süddeutsche über die Geschichten von Anselm Neft: "Mit Schwung und Witz und einer gehörigen Portion Absurdität versehen."
Anselm Neft liest auf Lesebühnen und Slams in Berlin, Bonn und Hintertupfingen, hat eine Kolumne im Tagesspiegel und ist Mitherausgeber von "EXOT - Zeitschrift für komische Literatur".
Texte und Termine des Autors unter www.anselmneft.de

Anselm Neft
Donnerstag, 13.08.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 06. August: YORCK KRONENBERG




Man stelle sich folgendes vor: Eines Morgens verläßt ein Mann seine Wohnung, um zur Arbeit zu gehen - und die Stadt, in der er sein bisheriges Leben verbracht hat, ist menschenleer. Er ist allein. Für einen Roman ist das an sich eine äußerst ungünstige Ausgangslage: Wo niemand ist, kann auch nicht viel passieren. Aber es passiert dann doch noch einiges: Zunehmend von Figuren umstellt, die seine Phantasie ihm erschaffen hat, trifft der Held schließlich auf ein Gegenüber, eine Frau. Zwischen Mißtrauen und der Sehnsucht nach Gemeinschaft hin- und hergerissen, versuchen beide, sich einander mitzuteilen. Doch als am nächsten Morgen die Stadt wieder lärm- und menschenerfüllt ist, gehen sie wortlos auseinander.

Geschrieben hat diese Geschichte Yorck Kronenberg. Der Roman trägt den Titel Welt unter. Aber Yorck Kronenberg hat noch viel mehr geschrieben: Unter anderem ein Nachtstück für Klavier solo und ein Orchesterstück mit dem Titel Ellipse für das von ihm gegründete Ensemble Neue Musik Lübeck. Da wundert es nicht, wenn die Neue Zürcher Zeitung meint: "Yorck Kronenberg ist mit seinem Erstling ein durchaus reizvolles, anspielungsreiches Nocturno gelungen." Für seine musikalischen und literarischen Werke ist er mehrmals ausgezeichnet worden. Offenbar ergänzen sich Musik und Literatur ganz hervorragend. Auch wenn Yorck Kronenberg behauptet, Musiker und Schriftsteller hätten wenig miteinander zu tun.
Am Donnerstag liest er neue Erzählungen.

www.yorck-kronenberg.de


Yorck Kronenberg
Donnerstag, 06.08.2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am Donnerstag: SCHREIB GESCHICHTEn

Die Lesebühne startet wieder aus der Sommerpause - mit einer Special-Lesung zum Hyper-Jubiläumsjahr 2009, das noch viel mehr zu bieten hat als nur 20 Jahre Mauerfall. Schreib Geschichte(n) hieß es vom 22.-25. Juli bei der Schreibwerkstatt Berlin und knapp 40 Jugendliche haben das dann auch gemacht. Entstanden sind jede Menge frischer historischer Texte, und einen Teil davon gibt es am Donnerstag im ORi zu hören. Carola Krauß, Lena Vöcklinghaus, Andreas Zschaubitz, Matthias Albinus und Wenco Wilkening lesen Ergebnisse aus der Werkstatt.



Die Schreibwerkstatt Berlin ist eine Veranstaltung des Vereins Kreatives Schreiben e.V.

www.schreibwerkstatt-berlin.de


Donnerstag, 30. Juli 2009
ab 21 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Was bisher geschah...

Wir sind im Grunde immer noch die alten. Nur heißt der Blog jetzt auch so wie die Lesebühne: Ich fang nochmal an.

Wer wissen will, was davor schon alles passiert ist, der kann nachschauen unter
notstrandedyet.blogspot.com