Samstag, 22. Februar 2014

Rückschau: Lesung am 20. März:
DAVID WONSCHEWSKI
GELIEBTER SCHMERZ

Ein junger Mann entdeckt endlich das Leben, als sein geliebter Vater im Sterben liegt. Ein anderer hat die Chance, für einen einzigen Mord Millionär zu werden. Und dann ist da noch der unsichtbare Kioskbesitzer, der in der Vergangenheit wohnt und alles, vor allem sich selbst, längst verloren hat. David Wonschewski richtet in seinen Erzählungen einen Scheinwerfer auf die zuckende menschliche Psyche, aufgespießt von der Nadel einer kalten, erfolgsorientierten Gesellschaft. Seine Protagonisten drohen, im Strudel ihrer verdrehten Emotionen unterzugehen, bis sie erkennen, dass im Zulassen des Schmerzes ihre einzige Rettung liegt. Wonschewskis Kurzgeschichten sind bissig, bitterböse, zynisch. Und zugleich zum Weinen schön. Die Protagonisten des Erzählbands Geliebter Schmerz sehen sich allesamt den Widrigkeiten des Lebens ausgesetzt: Sie haben Angst, verlieren die Liebe oder finden sich plötzlich mit Krankheiten oder Tod konfrontiert. Dabei kämpfen sie nicht nur mit äußeren Umständen, sondern vor allem gegen die eigenen inneren Dämonen und müssen erkennen, dass ausgerechnet die eigene Verletzbarkeit sich letztendlich als zuverlässigster Rettungsanker erweisen.

David Wonschewski (*1977) wuchs im Münsterland auf und war über zehn Jahre als Musikredakteur u.a. bei 104.6 RTL, Berliner Rundfunk und rs2 tätig. Der mittlerweile freiberufliche Musikjournalist lebt in Berlin, ist Begründer des Liedermachermagazins Ein Achtel Lorbeerblatt und sitzt seit 2013 in der Jury der renommierten Liederbestenliste. Sein von der Internationalen Thomas Bernhard Gesellschaft empfohlener Debütroman Schwarzer Frost erschien Ende 2012 und hat ihm erste Vergleiche mit Autorengrößen wie David Foster Wallace, Bret Easton Ellis oder eben Thomas Bernhard eingebracht.

DAVID WONSCHEWSKI
GELIEBTER SCHMERZ
am Donnerstag, 20. März 2014
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 03. April:
ALEXANDRA LAVIZZARI
SOMERSET

Ausgangspunkt I
Die Berner Lehrerin Vera Wyler reist im November 2010 nach Southcombe in der idyllischen Grafschaft Somerset und mietet sich für ein Sabbatical-Jahr im Station House ein, dem Haus des ehemaligen Bahnwärters direkt an einer obsoleten Bahnstation. Nadja, ihre Tochter, hat es vermittelt, und sie ist es auch, die Vera mit dem Dorfleben und den Gepflogenheiten in Somerset vertraut macht.

Ausgangspunkt II
Jenseits des Kanals, in Westfrankreich, lebt der neunundzwanzigjährige Jason, der eine Zeit lang in einem Pub in London gejobbt hat und nun in St-Valéry als Handlanger und Gärtner in einem schlossähnlichen Anwesen arbeitet. Er hat nach einem traumatischen Erlebnis in Southcombe jeglichen Kontakt zu seiner Heimat abgebrochen, lebt seither versteckt und in Angst, entdeckt und nach Southcombe zurückgeholt zu werden.

So ganz überraschend kommt es nicht, dass Alexandra Lavizzari mit ihrem neuen Buch Somerset einen Thriller vorlegt. Schon in ihrem Debütroman Ein Sommer im Jahr 1999 liess sie kriminalistische Elemente in die Geschichte einer unglücklichen Jugend auf dem Land einfliessen, und auch unter den elf Erzählungen im Band Flucht aus dem Irisgarten (2010) finden sich einige, in denen Dunkles, mitunter Brutales die Oberfläche einer scheinbar heilen Welt durchbricht.
Aus dieser Perspektive gesehen mag sich Somerset als Steigerung ­lückenlos an Lavizzaris frühere Werke reihen; die Autorin geht diesmal jedoch einen Schritt weiter, indem sie ihre spannungsreiche Geschichte mit den dazugehörenden Ingredienzien wie Mord, Erpressung, Verfolgung usw. gestaltet.
Inspiriert von Landschaft und Leuten ihrer Wahlheimat – der englischen Grafschaft Somerset, wo sie heute lebt –, ist Alexandra Lavizzari auf eine Fundgrube urtümlicher Traditionen gestossen. Die aus heidnischen Zeiten überlieferten Fruchtbarkeitsrituale bilden die thematische Grundlage zu ihrem Buch, das geschickt zwei Parallelgeschichten miteinander verknüpft und zu einem dramatischen Finale konvergieren lässt.

ALEXANDRA LAVIZZARI
SOMERSET
am Donnerstag, 03. April 2014
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 17. April:
LUO LINGYUAN
DAS MÄDCHEN DER KOCH UND DER DRACHE

Liebe und Erpressung hinter den Kulissen eines China-Restaurants: Zwischen Reinheit und Lust, Loyalität und Verrat

Schön, intelligent und liebenswürdig – die junge Chinesin Mendy verdreht mit ihrem Wesen und ihrem Gesang allen den Kopf. Ihr romantisches Naturell hat nichts gemein mit ihrer ordinären Freundin Peipei, die sich von Mendy die Seminararbeiten schreiben lässt, eine Affäre mit deren Vater unterhält und ihr gewissenlos den Freund ausspannt. Doch die gemeinsame Herkunft schweißt zusammen. Dreh- und Angelpunkt ist die »Strahlende Perle«, das China-Restaurant von Mendys Vater, in dem die ehrgeizige Studentin als Kellnerin aushilft. Aber unter der heimeligen Oberfläche köcheln kriminelle Machenschaften: Schwarzarbeit, illegales Glücksspiel im Hinterzimmer, dubiose Geschäfte, Erpressung – das Lokal steht kurz vor dem Bankrott, und Vater Baohan droht im Gefängnis vor die Hunde zu gehen. Um ihre Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten, wird Mendy von ihrer Stiefmutter Yeye an den zwielichtigen Geschäftsmann Boss Hong verschachert. Sie droht daran zu zerbrechen. Ist die Familie dieses Opfer wert?

Luo Lingyuan, geboren 1963, studierte Journalismus und Computerwissenschaften in Shanghai. Seit 1990 lebt sie in Berlin und arbeitete neben ihrer literarischen Tätigkeit zunächst als Dolmetscherin, Übersetzerin und Journalistin. Seit 1996 schreibt sie auf Deutsch. Für ihr schriftstellerisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Stipendien und wurde 2007 mit dem Adelbert von Chamisso-Förderpreis ausgezeichnet. Inzwischen sind von ihr die Romane Wie eine Chinesin schwanger wird (2009), Die Sterne von Shenzen (2008), Die chinesische Delegation (2007) sowie die Erzählbände Nachtschwimmen im Rhein (2008) und Du fliegst jetzt für meinen Sohn aus dem fünften Stock! (2005). Ihr neuester Roman Das Mädchen, der Koch und der Drache ist 2013 erschienen.

LUO LINGYUAN DAS MÄDCHEN, DER KOCH UND DER DRACHE
am Donnerstag, 17. April 2014
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz


und

bzw.

Rückschau: Lesung und Konzert am 20. Februar:
MENA KOLLER und ROBERT WILDHACK
FLUCHTPUNKTE

Berlin, Paris, Istanbul, Atlantis – hierhin flüchten sich die Protagonisten aus Mena Kollers Kurzgeschichten. Sie fliehen vor ihrer Vergangenheit, vor den eigenen Gefühlen und verabscheuen mitunter das, was aus ihnen geworden ist. Sie fühlen eine unbestimmte Sehnsucht und entschwinden in einer anderen Realität oder in ihren Illusionen.
Mena Koller charakterisiert ihre Figuren und deren Beziehungen in einer berührenden Tiefe. Durch eine bildhafte Sprache gibt sie den Szenerien, Orten und Begegnungen eine faszinierende Metaebene. Berlin, Paris, Istanbul, Atlantis – und irgendwo dazwischen verbirgt sich die vage Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben.

Mena Koller verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Palazzo di Latte. Nach Abitur, Abbruch der Lehre und des Studiums verbrachte sie, um materiellen Besitz und die Aussicht auf einen Abschluss erleichtert, Monate vagabundierend auf dem Balkan und am Bosporus. Seit 2010 lebt sie in Berlin, seit 2012 mit festem Wohnsitz. Mena Koller Redakteurin beim Literaturmagazin „Sachen mit Wœrtern“ und Autorin im Periplaneta Verlag, Edition Subkultur. Ihr Debütband Fluchtpunkte erschien 2013.

Robert Wildhack komponiert wunderbar gefühlvolle Pop- und Blues-stücke, spielt in der Band "STRIP ME NAKED" und macht ansonsten keinerlei biographische Angaben.

MENA KOLLER und ROBERT WILDHACK FLUCHTPUNKTE
am Donnerstag, 20. Februar 2013
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

Rückschau: Lesung am 06. Febbruar:
ERHARDT ROTHE
LEBEN MIT MUSIK

Von Conny Froboess und Freddy Quinn zu den Rolling Stones, Beatles, Janis Joplin, Allman Brothers, The Doors und... Im Mittelpunkt des Buches Leben mit Musik steht die Stadt Berlin und die Musik, regional wie international, die den gebürtigen Berliner und Autor Erhardt Rothe über die Jahre begleitet und beeinflusst hat und die unter den Jugendlichen seiner Generation einen völlig anderen Stellenwert als bei seinen Vorgängern eingenommen haben dürfte.
In den 60ern explodiert die populäre Musik. Die Jugend rebelliert und entwickelt eine bis dahin kaum gekannte Selbstbestimmung mit eigener Mode, eigenen politischen Ansichten und eigener Musik. Es ist die Zeit des Kalten Krieges: Berlin, die Millionenstadt, geteilt durch Mauern und Stacheldraht, ein erzwungenes Experiment, das durch die besondere politische Lage eine Besondertheit darstellt. Dieses hochsubventionierte Unikum, das den alteingesessenen Einwohnern und den vielen hinzugezogenen Neuankömmlingen gerade in dem Bereich, der heute als Kreativwirtschaft bezeichnet wird, ungeahnte Möglichkeiten bot, die in der Form heute nicht mehr finanzierbar sind und deren Wert erst langsam erkannt wird.

Erhardt Rothe, 1951 in Berlin (West) geboren, verfolgt seit Jahrzehnten die musikalische Kleinkunstszene seiner Heimatstadt, der er bis auf den heutigen Tag treu geblieben ist. In seinem bürgerlichen Beruf als Bankkaufmann (am Tag) und als Stammgast in den Kneipen und Pinten der alten Szene (bei Nacht), ist er ein Wanderer, der verschiedene Welten kennen gelernt hat und nie das Gefühl los wurde, irgendwie zwischen den Stühlen zu sitzen. Bis er das rettende Ufer der Deutschen Rentenanstalt erreichte, war er sieben Jahre Kunde der Agentur für Arbeit. Heute betätigt er sich mit seiner Frau in der Kulturgruppe der Petruskirche in Berlin-Lichterfelde.

Stefanie Zill, Jahrgang 1964, singt seit 25 Jahren in und um Berlin. Aus der irischen und schottischen Musik kommend, arbeitete sie sich in die französische und amerikanische Folklore und die wunderbaren Songs der 60iger und 70iger Jahre vor. Die Übergänge der Genres sind ohnehin fließend und das Repertoire von Balladen bis Bluegrass dementsprechend bunt. Stefanie steht regelmäßig mit der Berliner Band REELY auf der Bühne, veranstaltet diverse Folkkonzerte mit Freunden und pflegt ihre Liebe zum mehrstimmigen Gesang in einem Duo gemeinsam mit der langjährigen Bandpartnerin Susanne von Grandma´s Advice.

ERHARDT ROTHE LEBEN MIT MUSIK
Musik von STEFANIE ZILL
am Donnerstag, 06. Februar 2013
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz