Freitag, 27. November 2009

Rückschau: Lesung am 10. Dezember: MAJA LUDWIG


(Photo: Wolfgang Heil)
„Sobald wir etwas aussprechen, entwerten wir es. Wir glauben in die Tiefe der Abgründe hinabgetaucht zu sein, und wenn wir wieder an die Oberfläche kommen, gleicht der Wassertropfen an unseren bleichen Fingerspitzen nicht mehr dem Meere, dem er entstammt. Wir wähnen eine Schatzgrube wunderbarer Schätze entdeckt zu haben, und wenn wir wieder ans Tageslicht kommen, haben wir nur falsche Steine und Glasscherben mitgebracht; und trotzdem schimmert der Schatz im Finstern unverändert.“
Maurice Maeterlinck

Mit dem Stoff hält es die Schriftstellerin Maja Ludwig ähnlich wie der Schauspieler Daniel Day-Lewis. In einem Interview gab er preis, vor einer Rolle, die ihn anziehen und aufrütteln würde, trete er grundsätzlich einige Schritte zurück. Widerwillen würde ihn befallen – ob das wirklich sein müsste, ob er dieser Geschichte überhaupt gerecht werden könnte. Abwehr als Grundlage einer Faszination – jener Faszination, die Komplexität umspielt, kaum greifbare Ereignisse, Menschen, die nicht leicht zu durchschauen sind.

Solcherart Ereignisse und Menschen in Geschichten auszuloten – nichts tut Maja Ludwig lieber, nichts fürchtet sie mehr. Sie möchte sich das Erzählen erkämpfen (müssen), denn nur so bleibt im Kern des Textes eine Spannung erhalten, die sich, im gelungenen Fall, auf die Leserschaft überträgt. So entsteht aus Widerständen Form, aus Reibung setzen sich Geschichten zusammen, in denen sich etwas entfaltet. Davon möchte Maja Ludwig im Moment überzeugt sein. Sie mag das Grenzgängerfieber, das im Hin und Her zwischen Vorstellung und Verwirklichung entbrennt: Etwas zu spüren und gedanklich vor sich zu sehen, ist etwas anderes, als darüber zu schreiben. Eine andauernde Unfreiheit, und das ebenso andauernde Verlangen, frei davon zu sein; übersetzt in Geschichten.

Maja Ludwig schreibt Romane, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Drehbücher, ist in Anthologien veröffentlicht, und ihre Studien der Ethnologie, Vergleichenden Religionswissenschaften und Literatur in Berlin und Leipzig sowie die vielen Reisen fließen nicht unwesentlich in ihre Arbeit ein. Derzeit ist sie in Dresden verortet. Mehr gibt es zu lesen, nicht zu sagen.

Maja Ludwig
am Donnerstag, 10. Dezember 2009
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

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