Sonntag, 18. September 2011

Rückschau: Lesung am 26. Januar: TOM BRESEMANN und KATHARINA SCHULTENS: BERLINER FENSTER - GIERSTABIL


Foto: Adrian Liebau, Lettrétage, Berlin 2011

oberhalb die fanmeilen der flinten
-weiber aller herren länder, geschlechts
-merkmale hin und her schwenkend.
aus gegenrichtung flutet ein regen
-bogenes mischkalkulat das happy
-endantlitz der innenstadt.


Tom Bresemann wurde 1978 in Berlin geboren, wo er schreibt, herausgibt, veranstaltet und lebt. Zu seinen Berufserfahrungen gehörten Regale einräumen bei Kaufland, Saubermachen bei EDEKA, Abwaschen für das Hotel ADLON; nebenbei studierte er Literaturwissenschaften und Geschichten und gab Tutorien an der Berliner TU. 2004 gründete er mit Philip Maroldt und Björn Schäfer die S³ LiteraturWerke in Berlin, ein "sozial agierendes Unternehmen im Dienste der Schönheit". In den Jahren 2004-2009 organisierte er Publikationen, Lesungen und Symposien für die S³ LiteraturWerke. Seit 2006 arbeitet er für das Autorenlesungsprogramm der Lettrétage, dem jungen Literaturhaus in Berlin. Tom Bresemann hat zahlreiche Literaturfestivals und Schriftstellerkonferenzen organisiert und zahlreiche Anthologien herausgegeben. Seit 2009 gibt er online die Reihe "clicktriebe" für die lyrikmail.de heraus.
Als Autor debütierte er 2007 mit dem Gedichtband Makellos. Der Lyrikband Berliner Fenster ist 2011 im Berlin Verlag erschienen.

"Anglophilie mag bei manchem Stilmittel sein, um Texte auf­zuhübschen oder jugendliches Sprach­drauf­gängertum zu beweisen. Brese­mann dagegen entlarvt mit dem Denglisch-Sprech alltäg­liche Phrasen, sucht immer die Ironie als Spitze der geballten Faust, um mit jener seinen Unmut am Heute deutlich zu machen. [...] Die Realität im Allgemeinen und die Berliner Realität im besondern ist Bresemanns Referenz­material: sozialer Abstieg, Werbeflut, Migration, Gated Communities, happy Gleichgültigkeit – der Autor spricht den Leser an und spricht ihn wach."



wenn man die konjunktive gegens licht hielte:
es gäbe verläufe darin feine spalten
ein epidermismuster in sternen
die über den knöcheln stünden:

die konjunktive
sind nicht irgendwelche sondern sehnig
innen teils vernarbt vor allem wo sie
ansetzen. sie betreiben synthesen
ohne genehmigung.


Katharina Schultens, geboren 1980 in Rheinland-Pfalz, studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim, St. Louis und Bologna. Seit 2006 Referentin im Bereich Forschungsverwaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1998 Veröffentlichungen von Lyrik und poetologischen Texten in Zeitschriften und Anthologien. Ausgezeichnet mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis 2005, dem Georg-K.-Glaser-Förderpreis 2007 und dem Förderpreis zum Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz 2009. 2004 debütierte Katharina Schultens mit Aufbrüche im Rhein-Mosel-Verlag, ihr zweiter Lyrikband gierstabil erschien 2011 bei Luxbooks und wurde für die Hotlist - die besten Bücher aus unabhängigen Verlagen nominiert.

"Die Berliner Dichterin ist eine Meisterin der Vermischung naturwissenschaftlicher und biologischer Bildwelten mit sprachreflexiven Gegenwartskontemplationen. [...] Die Gedichte bewegen sich mit schwungvoller Sicherheit durch die Gegenwart, unter Zuhilfenahme aller möglicher Fachsprachen. Das Besondere ist die Perspektive, durch die Kurs gehalten wird: Es gibt etliche Wahrnehmungswechsel und -störungen, Dreh- und Kippmomente. Das Ich, von dem aus gesprochen wird, ist eben kein Absolutes – wie könnte es das auch sein."


TOM BRESEMANN und KATHARINA SCHULTENS:
BERLINER FENSTER - GIERSTABIL
am Donnerstag, 26. Januar 2011
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

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