Dienstag, 3. August 2010

Rückschau: ORi goes Chanson am 16. Oktober: KIKI UND FRAU GONG


Berliner Weiber mit Schuss

Was denken wir von den 1920er Jahren? Aufregend, glamoröus, ein wenig exzentrisch vielleicht... Zeitgenossen, vor allem männliche, sahen das meist anders:

Wir sahen schon früher, dass psychogene Störungen jugendliche, unterentwickelte, weibliche, endlich wenig zivilisierte Menschen besonders häufig befallen. (...) Hierher gehören die hysterischen Frauen, die auf ihrem Lebenswege eine ganze Reihe von zugrunde gerichteten Männern zurücklassen, die sie der Befriedigung ihres perversen Lebensstils opfern. Was normale Menschen fürchten und vermeiden, die häusliche Szene, den Selbstmord eines anderen, den Zweikampf von zwei nahestehenden Personen oder den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenbruch des Ehemanns, kann hier mit einem wollüstigen Kitzel, wenn nicht erstrebt, so doch genossen werden. (...) Es gibt hysterische Frauen, die wirklich eine Art Doppelexistenz besitzen, besorgte Hausfrauen und zärtliche Mütter und zugleich Dirnen niedrigster Art sind und die offenbar in der einen Situation die andere vollkommen vergessen.
Aus Oswald Bumkes "Lehrbuch der Geisteskrankheiten" von 1926.

Ein beispielhaftes Sammelsurium heikler Fälle stellt Ihnen Kiki in den Personen einer Anstaltsleiterin Dr. Elmira von Schnackewitz und deren Patientinnen in Chansons der 1920er und 30er Jahre vor. Darunter sind z.B. Lieschen, die vor lauter Schuldgefühlen mondsüchtig wird, eine verklemmte Sekretärin mit Wahnvorstellungen, die eifersüchtige Erna, die mordende Jenny und so manche verwöhnte Möchtegernschlampe. Kiki wird begleitet von Frau Gong, einer salzstangensüchtigen Patientin, der es die Sprache verschlagen hat - echte Berliner Weiber mit Schuss eben.

ORi goes Chanson
KIKI UND FRAU GONG
Berliner Weiber mit Schuss
am Samstag, 16. Oktober 2010
ab 21.00 Uhr
im ORi
Friedelstraße 8
U-Bahnhof Hermannplatz

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